In der Ergebniskrise
Die Eintracht wartet nun bereits seit vier Partien auf einen Sieg und einen Torerfolg Die avisierten 40 Punkte sind immer noch nicht auf dem Konto. Spieler und Verantwortliche geben sich noch gelassen.
Irgendwann zu später Stunde schwebte es durch die Gänge, das Wortgespenst, einst von Heribert Bruchhagen in Zeiten des fußballerischen Niedergangs bei Eintracht Frankfurt erschaffen. Da wurde sein Vorstandskollege Axel Hellmann ganz schnell zum Geisterjäger. "Ich erkenne keine Spirale des Misserfolgs", beeilte sich der Finanzchef festzustellen: "Wenn das heute ein Fehlpass-Festival gewesen wäre, müssten wir wachsam sein." Doch dazu besteht in den Augen der Beteiligten kein Anlass.
"Ich kann der Mannschaft keinen Vorwurf machen, sie hat aufopferungsvoll gekämpft", sagte Bruchhagen nach dem 0:1 (0:1) gegen Borussia Mönchengladbach. Kapitän Pirmin Schwegler wollte gar "die beste zweite Halbzeit" gesehen haben, die die Mannschaft in dieser Bundesliga-Saison abgeliefert hat. Trainer Armin Veh gab den Spielern bis Dienstag frei.
Nimmt man die nackten Zahlen zum Maßstab, steckt der so erfrischend gestartete Aufsteiger nach der zweiten Heimpleite der Saison allerdings sehr wohl in einer kleinen Krise. Seit vier Spielen wartet das Überraschungsteam der Vorrunde nun schon auf einen Sieg. Seit 415 Minuten hat es kein Tor mehr erzielt. Die Leichtigkeit der Hinserie ist dahin. Der Ball, der früher mitunter wie auf Schienen ins gegnerische Netz glitt, will einfach nicht mehr gehorchen. Mit Zufall oder Pech hat das nur bedingt zu tun: "Vorne fehlt einer, der die Dinger ‘reinmacht", gibt Veh zu. Er befürchtete wohl nicht ganz zu Unrecht, dass er nun "die ganze Woche lesen muss, wie lange wir kein Tor mehr geschossen haben".
Solange das Meier, Aigner und Inui, die Mittelfeld-Überflieger der Eintracht, besorgten, fiel die Stürmer-Not in Frankfurt nicht sonderlich ins Gewicht. Doch mittlerweile haben sich die Gegner mit tiefem Stehen, hohem Laufaufwand und frühem Pressen auf den Spielstil von Veh und Co. eingestellt. Gegen die Mönchengladbacher Betonmischer erarbeitete sich die Eintracht während der gesamten ersten Halbzeit lediglich drei halbwegs torgefährliche Szenen.
"Nicht fit"
An zweien davon war Srdjan Lakic beteiligt. Doch der Neuzugang, der nach Rückenproblemen nur eingeschränkt trainiert hatte, konnte die in ihn gesetzten Hoffnungen nicht erfüllen. Nach 45 Minuten war für den Kroaten Schluss. "Er kann ja nicht fit sein. Das hat man auch gesehen", meinte Veh.
Der Trainer hatte deshalb eigentlich mit Karim Matmour beginnen wollen. Doch den hatte ein Magen-Darm-Infekt lahmgelegt. Veh stellte erst zur zweiten Halbzeit auf das in Freiburg erfolgreiche Rautensystem um. Dass fortan mit Inui und Aigner zwei gelernte Mittelfeldspieler in vorderster Linie stürmten, zeigt wie eng der Kader der Eintracht gestrickt ist.
Die Taktik aber stimmte nun, es spielte nur noch die Eintracht. "Wie beim Handball", sagte Veh. Mönchengladbachs Trainer wurde es draußen angst und bange. "Der Kollege hat taktisch sehr klug umgestellt", sagte Lucien Favre: "Wir konnten uns dem Druck nicht mehr erwehren. In der zweiten Halbzeit waren wir am Limit." Am Ende aber gleichwohl auch siegreich. "Ich ärgere mich maßlos, dass wir das Spiel verloren haben. In der zweiten Halbzeit waren wir die eindeutig bessere Mannschaft. Aber im Moment haben wir einfach nicht das Glück, dass mal einer reinrutscht", meinte Armin Veh. So wie bei Aigners Kopfballchance: "Den macht Stefan normalerweise rein. Es ärgert mich, dass wir nicht belohnt wurden."
Noch ist nicht viel passiert. Dank des Freiburger Unentschiedens in Nürnberg steht die Eintracht weiter auf Platz vier. "Wir haben immer noch eine gute Ausgangsposition. Wir stehen weiter da oben und werden den Platz nicht einfach so herschenken", gab sich Pirmin Schwegler kämpferisch: "Die zweite Halbzeit gibt viel Mut. Unsere Mannschaft lebt." Und dennoch fehlen immer noch zwei Punkte zum Erreichen der angestrebten 40. Erst dann wird Veh mit der Club-Führung auch über eine Verlängerung seines Vertrages reden. Es wird also Zeit für Tore und Punkte in Frankfurt. Am kommenden Sonntag in Hannover, auch einem der aktuellen Verfolger, besteht dazu die nächste Gelegenheit.
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